Ein mörderischer Plan (2000)

Ein mörderischer Plan setzt die Managertrainerin Luisa (Iris Berben) unter Druck, die auf einer ostfriesischen Insel Ruhe und Erholung sucht, statt dessen aber Bekanntschaft mit einem psychopathischen, desorientierten Frank Giering macht, der in seinem Lebensüberdruss vor keiner Schandtat zurückschreckt. Einmal mehr hat der Regisseur Matti Geschonneck sein Ensemble, zu dem auch Inselpolizist Christian Redl gehört, zu einer bemerkenswerten Vorstellung getrieben.

Jenseits der Liebe (2001)

Ein kapitales Verbrechen beschäftigt auch Jan (Robert Atzorn), Professor der Germanistik in Berlin, der sich in England in die faszinierende Museumsführerin Helen (Martina Gedeck) verliebt. Dummerweise steht ein äußerst düsteres Kapitel der Vergangenheit zwischen ihnen – wie die beiden im Laufe ihrer Recherchen entdecken, ist der Vater von Helen der Mörder des Vaters von Jan und weiterer Männer, die im Zweiten Weltkrieg Opfer eines Erschießungskommandos wurden. Mit seinem Film Jenseits der Liebe hat Matti Geschonneck in gewohnt sorgfältiger Inszenierung eine Mischung aus melodramatischer Liebesgeschichte und der Abrechnung mit einem NS-Verbrecher gewagt, der sich nie seiner Schuld stellte und als Mönch untertauchte. Für ein TV-Movie gewiss diskutabel, erreicht diese Arbeit des Regisseurs aber nicht die Intensität und Glaubwürdigkeit vieler seiner früheren Filme.

Späte Rache (2001)

Mit dem Thriller Späte Rache präsentieren der Regisseur Matti Geschonneck und die Autorin Hannah Hollinger bereits ihr sechstes gemeinsames Fernsehprojekt seit 1997. Nach so unterschiedlichen Filmen wie „Ganz unten, ganz oben“ oder „Jenseits der Liebe“ beweisen sie mit dieser filigran gearbeiteten Studie über eine Frau zwischen zwei Männern einmal mehr ihr Fingerspitzengefühl für höchst individuelle Figuren, die nur in ihren psychologischen Details kenntlich werden. Dabei ist dem Duo das Kunststück gelungen, den wahrscheinlich unblutigsten Suspenser aller Zeiten zu drehen: Ihre mit Maja Maranow, Peer Jäger und Christian Redl superb besetzte Dreiecksgeschichte, die auch als Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit – und umgekehrt – gelesen werden kann, kommt zwar nicht ganz ohne Handfeuerwaffen, aber dafür ohne deren Gebrauch aus.

Liebe Schwester (2002)

Nirgends wird so häufig und so heftig gestorben wie in der Glotze, doch nur selten sprechen TV-Produktionen Themen wie Krankheit, Tod und Verlust auf angemessene Weise an. Hannah Hollinger (Buch) und Matti Geschonneck (Regie) ist es gelungen – mit einer vordergründig ganz einfachen Geschichte: Judith (Anja Kling) ist unheilbar an Krebs erkrankt und besucht zum ersten Mal seit Jahren die Liebe Schwester. Lea (Maja Maranow) ist Anwältin in einer Kanzlei und hat gerade ein äußerst lukratives Mandat übertragen bekommen. Von der jüngeren Schwester zunächst im Unklaren über das wahre Ausmaß ihrer Krankheit gehalten, versucht die mitten im Berufsstress steckende Lea, den überraschenden Besuch irgendwie mit ihrem eng gesteckten Terminplan zu koordinieren. Das kann nicht gut gehen: Lea, die toughe Businessfrau, gerät allmählich ins Trudeln. Ein im besten Sinne unaufgeregter Film, der sich auf wohltuende Weise seiner erzählerischen Qualitäten und seiner stilistischen Mittel sicher ist.

Mord am Meer (2005)

In den TV-Redaktionen des ZDF grassiert derzeit die fixe Idee, die jüngere deutsche Geschichte aufarbeiten zu müssen. Anders allerdings als in Filmen wie „Black Box BRD“, die sich dem Thema wirklich stellen, müssen hier ein paar Oberflächenreize genügen, und fertig ist der öffentlich-rechtliche Beitrag Mord am Meer. Von Matti Geschonneck immerhin subtil inszeniert, untersucht in diesem Politthriller Kommissar Anton Glauberg die brutale Exekution des Ex-RAF-Terroristen Hans Wolgast, pikanterweise der Halbbruder des frisch geschiedenen Ermittlers. Da Wolgast einst in die DDR übergesiedelt war, hat Glauberg auch gleich die nassforsche BKA-Ermittlerin Reinhardt (Nadja Uhl) an der Backe, die wiederum ein äußerst schwieriges Verhältnis zur Stasi und ihrer DDR-Vergangenheit pflegt. Einzig dem eindringlichen Spiel von Heino Ferch in der Hauptrolle ist es zu verdanken, dass dieses kalkulierte TV-Produkt nicht vollends in die Bedeutungslosigkeit sinkt.

Silberhochzeit (2006)

Alma und Ben sind seit einem Vierteljahrhundert ein Ehepaar und beschließen, diesen freudigen Anlass gemeinsam mit ihren Freunden zu feiern. Bei ausgesuchten Speisen und Getränken wird getratscht und gestichelt, bis sich die ganze Bagage als ein Haufen ausgemachter Arschlöcher und hoffnungsloser Egoisten erweist. Ausgehend von einer Kurzgeschichte von Elke Heidenreich, entwerfen Matti Geschonneck (Regie) und Daniel Nocke (Buch) in ihrem Kammerspiel Silberhochzeit ein Panoptikum der Eitelkeiten und Macken, die sich unter dem Einfluss hochprozentiger Drinks in boshaften Attacken entladen. Eigentlich ein spannendes Sujet, doch leider hält der Film schon das Stöbern in fremden Briefen für den Gipfel menschlicher Geschmacklosigkeiten und steuert vorhersehbar und trotz der prominenten Besetzung eher kraftlos auf die bezeichnend banale Schlussbemerkung „Glück ist Sonnenschein auf der Hoteltapete“ zu.

Polizeiruf 110 – Mörderkind (1999)

Des Abends steht Dominique Horwitz auf den Brettern, die die Bühne bedeuten, und tagsüber versucht er sich fürs Fernsehen in den verschiedensten Berufen. In Mörderkind, einer von Matti Geschonneck bravourös gestalteten Folge des Polizeiruf 110, verleiht er einem Tierarzt jene Sanftmut und Zerbrechlichkeit, die einen Selbstmörder ausmacht. Doch ist er auch der Täter und schuld am Tod der 15-jährigen Jennifer? In der klassischen Form des whodunit entwickeln Drehbuch (Stefan Kolditz) und Regie das sensible und psychologisch stimmige Porträt eines 13-jährigen Jungen (beeindruckend: Robert Stadlober), der – neben
besagtem Tierarzt – dringend unter Verdacht steht, der Mörder zu sein. Ein wirklich gelungener Krimi, der von der ersten Minute an fesselnd sein dörfliches Milieu und deren Charaktere beschreibt, und der zudem von den exquisiten Leistungen seines Schauspielerensembles profitiert. Nicht nur kleinste Nebenrollen – wie zum Beispiel die einer beschämend unvermögenden Fernsehreporterin – wurden vom ORB glänzend besetzt, auch mit der neuen Kommissarin Wanda Rosenbaum (Jutta Hoffmann) hat man einen Glücksgriff getan. Auf die nächsten Fälle aus Brandenburg darf man gespannt sein.

Die Reise in die Nacht (1998)

Die Reise in die Nacht von Matti Geschonneck – angelehnt an einen authentischen Fall – beschreibt  das Schicksal zweier Frauen, die auf Zypern einen Traumurlaub verbringen wollen und dabei in den Alptraum ihres Lebens geraten. Irene (Ulrike Kriener) und ihre Tochter Lili (Julia Brendler) sollen nach dem Willen der Mutter ein paar ruhige Tage zusammen verbringen, um wieder besser zueinander zu finden. Während Irene, die sich als Lehrerin in Berlin um die Integration ihrer türkischen Mitbewohner verdient gemacht hat, den Einheimischen mit unbekümmerter Freundschaft begegnet, findet Lili die sozialliberale Selbstverständlichkeit ihres Verhaltens für unangebracht. Nach einer ausgelassenen Feier muss die Mutter ohnmächtig mitansehen, wie ihre Tochter vergewaltigt wird, und findet sich in einem Justizdrama wieder, das die Verschiedenheit der westeuropäischen und der islamischen Kultur eindrucksvoll nachfühlbar macht.