Spiel mir das Lied vom Tod (1968)

Berühmt für seinen originären Ennio-Morricone-Soundtrack, demontiert dieser ikonografische Staubmantel-Western von Sergio Leone sämtliche Heldenhaftigkeit seines Genres und begräbt sie zugunsten einer zukünftigen Zivilisation, die sich soeben mit der Spitzhacke daranmacht, ihren eigenen Weg „Six Feet Under“ zu finden. Selten zuvor sind Menschen in einem Film so beiläufig gestorben wie in dieser epochalen Show von der Sonne gegerbter Ledergesichter, ehe sich Charles Bronson und Henry Fonda in der Mittagsglut zu einem abschließenden Duell der Rache einfinden. Als Meilenstein der Filmgeschichte bleibt dieser Streifen für Männer, die ihre Haare behalten wollen, auf ewig unentbehrlich.

Sa., 04. Februar, 20.15 Uhr, BAYERN

Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt (2008)

Im Wesentlichen dem Reizklima eines Genres mit niederschwelliger Gewaltbereitschaft folgend, aber intellektuell auch gehobenen Ansprüchen genügend, entwirft dieses gleich auf mehreren Positionen famos interpretierte, biografische Action-Krimidrama von Jean-François Richet die Chronik einer abenteuerlichen kriminellen Karriere, die ihrem Hauptdarsteller Vincent Cassel die Gelegenheit zur Darstellung eines charismatischen Ausbrecherkönigs in wechselnder Garderobe gibt, um seine erwartungsgemäß zum Scheitern verurteilte Rebellion mit den Bildern eines nicht minder brutalen Strafvollzugs zu konterkarieren, der nur darauf ausgelegt ist, seine Opfer zu brechen. Von seinen Erlebnissen als Soldat im Algerienkrieg auf Extremsituationen vorbereitet, aber auch in seinem unbändigen Freiheitswillen bestärkt, steigt der aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Jacques Mesrine vom Handlanger eines Pariser Unterweltbosses zum international gesuchten Staatsfeind und Chefzyniker mit Robin-Hood-Attitüde auf, der sich mangels einer wahrhaftigen eigenen Überzeugung den Respekt seiner Mitmenschen mit der Faust erkauft.

Sa., 28. Januar, 0.45 Uhr, RBB

Der Zug (1964)

Mitreißend inszeniert und gespielt, thematisiert dieses Kriegsdrama von John Frankenheimer den hartnäckigen Widerstand französischer Eisenbahner, die unter der Leitung eines hemdsärmeligen Burt Lancaster und unter dem Einsatz ihres Lebens versuchen, die deutsche Armee an der Nase herumzuführen und den Kunstraub aus ganz Frankreich zusammengetragener Gemälde zu verhindern. Bemerkenswert für den frühen Einsatz gewagter Kameraperspektiven, lässt dieser geradlinig erzählte Schwarzweiß-Film nicht nur die Muckis seines Hauptdarstellers spielen, sondern überzeugt auch als Kraftakt eines Regisseurs, der das volle Wirkungspotenzial des Actionkinos für seine ideologisch wertvolle Kernbotschaft ausschöpft.

So., 22. Januar, 20.15 Uhr, ARTE

3 Tage in Quiberon (2018)

Von der Demütigung eines notwendig gewordenen Kuraufenthaltes an den Rand der bedingungslosen Kapitulation gebracht, zeigt sich die im Blitzlichtgewitter der Öffentlichkeit stehende Schauspielerin Romy Schneider zwei Stern-Journalisten gegenüber von ihrer verletzlichsten Seite, was eine nachträglich angereiste Jugendfreundin nicht zu verhindern weiß. Von exzellenten Darstellerleistungen getragen, vereint dieses biografische Drama von Emily Atef Erkenntnisinteresse mit einer ebenso schonungslosen wie subtil formulierten Analyse populärjournalistischer Methoden, die hier auf eine weitgehend von ihrem wahrhaftigen Leben entfremdete Frau an einem Scheidepunkt ihrer Karriere treffen.

Do., 19. Januar, 0.00 Uhr, RBB

G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra (2009)

Die natürlichen Grenzen selbst der kampferprobtesten Sofa-Kartoffel überwindend, richtet sich dieses auf Hochgeschwindigkeitskino getrimmte Sci-Fi-Action-Abenteuer von Stephen Sommers gegen die ekligen Spaßbremsen „endloses Gelaber“ und „was, schon wieder nix los?“, um mit fortgeschrittener Tarnkappen-Technologie und anderem High-Tech-Gedöns gegen eine zuletzt an Darth Vader gemahnende böse Macht anzugehen, die schon wieder einmal die Herrschaft über den unschuldigen Planeten Erde anstrebt. Aufgelockert von einigen wenig informativen Hintergrundgeschichten seiner handelnden Figuren, präsentiert sich dieser rasante Donnerknispel-Film als Comic- und Popcorn-Kino in körperbetontem Military-Look, der für die selbstironisch vorgetragene Love-Story zwischen Marlon Wayans und Rachel Nichols einen Pluspunkt verdient.

Mo., 16. Januar, 20.15 Uhr, KABEL 1

Einer flog über das Kuckucksnest (1975)

Ähnlich der pompösen, in marmorierten Fliesen präsentierten Anstalts-Mischbatterie auf psychologische Wechselbäder programmiert, entfaltet diese eindringlich interpretierte Tragikomödie von Milos Forman ihre herausragende schocktherapeutische Wirkung aus der Isolation eines menschlichen Urinstinkts, sich gegen die Bevormundung und die systemische Unterdrückung eines herrschenden Apparates aufzulehnen, der hier nur exemplarisch als Nervenheilklinik einer eingeschworenen Gruppe gestrenger Götter in Weiß erscheint. Mit fünf Oscars der Academy gebührend gefeiert, entzieht sich dieser Klassiker des New Hollywood Kinos erfolgreich dem Zugriff des gesunden Menschenverstands.

Mo., 26. Dezember, 23.00 Uhr, TELE 5

Die Reise ins Ich (1987)

Der großmäulige ehemalige Marinepilot Tuck Pendleton wird im Rahmen eines technischen Versuchs zur Miniaturisierung auf durchschnittliche Microchip-Größe geschrumpft und, obwohl er nur „auf Kaninchen“ gelernt hat, im Körper des verängstigt hyperventilierenden Supermarkt-Kassierers und Nervenbündels Jack Putter injiziert, worauf sich ein dramatischer Wettlauf gegen einen beinharten Killer mit Armprothese, die Zeit und das Böse im Allgemeinen entspinnt. Von einem blendend aufgelegten Ensemble dargeboten, bezieht sich die übermütige Sci-Fi-Abenteuer- und Krimi-Komödie von Joe Dante motivisch auf den Film „Die phantastische Reise“ von 1966, um ein Feuerwerk parodistischer Gags, originell inszenierter Action-Sequenzen und lapidar eingestreuten Verbalhumors zu zünden.

Fr., 23. Dezember, 20.15 Uhr, ARTE

Joe’s Apartment – Das große Krabbeln (1996)

Ein artgerecht überqualifizierter College-Absolvent mit hochfliegenden Träumen landet in der großen Stadt New York City und findet sich wenig später als Pizzabote und Klostein-Experte mit eigener Bleibe wieder, die er sich mit den heimlichen Hauptmietern eines urbanen Schmelztiegels teilt, der seine drängenden sozialen und ökologischen Probleme weitgehend ignoriert. Frisch von der Fettleber weg als Mischung aus Schaben-Schabernack-Musical und romantischer Fantasy-Komödie inszeniert, entwickelt diese schwarze Gesellschaftssatire von John Payson erheblichen Zeckenbiss, was ihr große Sympathien im europäischen Raum und übertrieben gehässige Kommentare der heimischen Presse einbrachte.

So., 18. Dezember, 20.15 Uhr, TELE 5

Toy Story (1995)

Aktuell unter den Top 75 der Filmgeschichte gehandelt, zeigt diese Action-Abenteuerkomödie von John Lasseter das Spielzeug des kleinen Andy in heller Aufregung wegen eines bevorstehenden Umzugs. Cowboy-Sheriff Woody, als das ehemalige Lieblingsspielzeug von Andy ebenso von einer veritablen Sinnkrise erfasst wie sein neuer Konkurrent Buzz Lightyear, der sich als Hightech-Commander erst noch an den Gedanken gewöhnen muss, ein Spielzeug unter vielen zu sein, geraten aneinander und über Umwege in die Folterkammern des gemeingefährlichen Nachbarsjungen Sid, der seine miese Kinderstube bevorzugt für nicht spielzeugfreie Feuerwerksexperimente missbraucht. Unter meisterlicher Verwendung der Lego-Perspektive gagreich und rasant inszeniert, beweist sich dieser erste vollständig computeranimierte Trickfilm als emotionale Tal- und Bergfahrt und als elegante Fallstudie über den Triumph der Freundschaft und des Willens.

Sa., 10. Dezember, 20.15 Uhr, Disney Channel

Delicatessen (1991)

Zu unbestimmter Zeit in einer maroden Mehrfamilien-Bruchbude der Singlehaushalte spielend, beschwört diese makaber-dystopische Typenkomödie von Marc Caro und Jean-Pierre Jeunet eine Zeit allgemeiner Hungersnot herauf, um ihr charakterschwaches Personal an den Rand des Wahnsinns und ein paar Schritte darüber hinaus zu führen. Bevölkert von einem grobschlächtigen Hackepeter-Fleischer und anderen miesepetrigen Mietern, die die Atemluft verpesten, aber auch mit einer sympathisch-schusseligen Blindschleiche als Hoffnungsträgerin und einem ehemaligen Zirkusclown mit „Singender Säge“ versehen, entwickelt diese kannibalistische Gesellschaftssatire schwarzhumoristischen Witz wie magisch-romantische Momente von bitter-melancholischer Poesie, um sich zu einer allegorischen Betrachtung menschlicher Unfehlbarkeit zu verdichten. In vielerlei Hinsicht vergleichbar mit dem späteren Erfolgsfilm „Die fabelhafte Welt der Amélie“, der das visuelle Konzept dieses Films variierte, aber auch um einige seiner Wirkungsmöglichkeiten beraubte, haben sich insbesondere die akustisch rhythmisierten Bild-Ton-Collagen der beiden Filmemacher ins kollektive Gedächtnis cineastischer Leckermäuler gebrannt.

Mi., 09. November, 20.15 Uhr, Kinowelt TV