V.I.P. – Die Bodyguards (1998-2002)

Pamela Anderson Lee, mit ihrer Entscheidung gegen das Silikonimplantat der Konkurrenz wieder einmal zwei Brüste voraus, bleibt zwar der Serie und auch den Schönen und Reichen treu, wagt mit V.I.P. – Die Bodyguards jedoch den erfreulichen Sprung in die „aufgeklärte“ Welt der Dekolleté-Unterhaltung, die sich durchaus bewusst ist, dass der Heißhunger auf Luxus in der Regel mit einem Hot-Dog gestillt wird. Vom halb entblößten Rettungsengel zum Leibwächter für Beverly-Hills-Schnösel und zur Mitproduzentin aufgestiegen, hat sie gemeinsam mit Jonathan F. Lawton (u.a. Script für „Pretty Woman“) einen hyperbunten, schrillen Action-Comic kreiert, in dem es – ähnlich wie in „Pulp Fiction“ – eigentlich ständig um Belangloses geht, derweil sich die üppige Leiterin der exklusiven Agentur Vallery Irons Protection den bleihaltigen Plots stellt (Stichwort: kugelsicherer Schreibtisch). Gemessen an der Biederkeit von „Baywatch“, wo Pam nur dauernd planschte, ist der furztrockene Humor und der lockere, selbstironische Ton dieser Serie ein erheblicher Fortschritt.

Geisterjäger John Sinclair (2000)

Als „Mystery-Crime-Serie“ kündigt RTL seinen durchwegs gelungenen Versuch an, das Niveau des deutschen Fernsehens auf den Nullpunkt zu drücken. Bisher hat man gottlob nur einen Pilotfilm und acht weitere Folgen in Auftrag gegeben, doch wenn auch diese Bastei-Lübbe-Verfilmung (nach „Dr. Stefan Frank“ u.a.) Anklang beim Publikum findet, dann stehen uns gruselige Zeiten ins Haus. Fürwahr als Verbrechen am guten Geschmack angelegt und der äußerst mysteriöse Versuch, ausgerechnet Kai Maertens („Ufos über Waterloo“) als Drei-Tage-Bart-Gentleman-Retter für eine total beknackte Menschheit zu etablieren, könnte der nach Jerry Cotton und Perry Rhodan drittbeliebteste unter den Groschenhefthelden bei bisher 1130 Romanabenteuern zu einer Dauerplage dieses Millenniums werden. Plumpe, billige Effekte, hölzernes Spiel und dummdreiste Dialoge in einer, summa summarum, kongenialen Umsetzung von Trivialliteratur – hier kommt Geisterjäger John Sinclair.

Die Motorrad-Cops – Hart am Limit (2000-2001)

Das muss kesseln, müssen sich die Macher dieser neuen Attacke auf die Grenzen des (Un-)Möglichen im Gut-merzt-Böse-aus-Genre gedacht haben. Nach „Alarm für Cobra 11“ und „Der Clown“ schickt die Firma action concept Die Motorrad-Cops ins Rennen, ein so genanntes Risk-Team, das besonders brutalen Verbrechern mit ihren eiskalten Öfen die Hölle heiß macht. Zumindest der Pilotfilm dieses Großangriffs auf die „HeliCops“ und „Derricks“ des TV-Universums, sprich: die RTL-Konkurrenz, startet mit einem im deutschen Fernsehen tatsächlich selten so gesehenen Krawumm. Man müsste zwar einen Kopfschuss haben, wollte man dieses zunächst auf acht Folgen limitierte und mit einem beängstigend großen Stab von fünf Regisseuren und zwölf Drehbuchautoren gestemmte Bombenspektakel wirklich empfehlen. Für die nicht seltener werdenden Freunde spektakulärer Stunts, nicht enden wollender Verfolgungsjagden und fein platzierter finaler Rettungsschüsse allerdings wird wirklich nur Bestes geboten. Dass sich Ballermann-Sender RTL, bekannt für die wildesten Polizeijagden und heftigsten Explosionen der Welt, dabei auch anderweitig Hart am Limit zu bewegen versteht, zeigen die Slip-, pardon, Stripeinlagen der Caviga-Enduro-Politesse Yvonne de Bark.

Wilde Engel (2002)

Das Heer der weiblichen Superhelden ist noch längst nicht komplett. Nach dem Import von James Camerons Science-Fiction-Serie „Dark Angel“, auch auf RTL erstausgestrahlt, schickt der Marktführer gleich drei Wilde Engel ins Primetime-Quotenrennen. Der so genannte Backdoor-Pilot der selbstproduzierten Actionserie arbeitet sich mit großem Bängbäng an einer immerhin plausiblen und beinahe aktuellen Kriminalstory ab: Eine Gruppe von Bundeswehrsoldaten plant mittels eines genialen Coups, die Euro-Umstellung für einen genialen Coup zu nutzen und damit für immer der kniffligen Frage „Wer wird Millionär?“ zu entgehen. Leider haben sie die Rechnung ohne die Kickboxerin Birgit Stauber gemacht, die in Eva Habermann tat- und in Susann Uplegger zahlungskräftige Unterstützung im Kampf gegen das Böse findet. Der augenscheinlich auf einen Kult spekulierenden „Drei Engel für Charlie“-Variante des Drehbuchautors Timo Berndt mangelt es zumindest in der ersten Folge an Charme und Witz, und auch die Chemie zwischen den frisch gebackenen Superheldinnen wirkt reichlich unausgegoren.

K3 – Kripo Hamburg: Auf dünnem Eis (2003)

Schon seit 1987 versetzen „Die Männer vom K3“ die Hamburger Unterwelt höchst erfolgreich in Angst und Schrecken, doch nach gut drei Dutzend abgeschlossenen Fällen hat sich der produzierende NDR jetzt zu einem Relaunch der Krimiserie entschlossen. K3 – Kripo Hamburg nennt sich das neue Format leicht abgewandelt, und behandelt auch weiterhin klassische Whodunits, um das Stammpublikum nicht zu verprellen. Dafür ermitteln mit Ulrich Pleitgen, Oliver K. Wnuk, Jürgen Tonkel und Oliver Bäßler sage und schreibe vier Kommissare, die sich gleich in der ersten Serienepisode Auf dünnem Eis bewegen: Für den brutalen Mord an dem zwielichtigen Kaufmann Pöschel kommen allzu viele Verdächtige in Frage. Größtes Plus der von den beiden alten TV-Füchsen Friedemann Fromm (Regie) und Norbert Ehry (Buch) gestalteten Eröffnungsfolge ist ihr unaufdringlich eingestreuter Humor. Und die bereits gut ausgereifte Chemie zwischen den sehr unterschiedlich temperierten Cops sorgt ständig für weiteren Zündstoff.

K3 – Kripo Hamburg: Porzellan (2004)

Tot im Boot – dieser Tag ist für den Sportlehrer Wolfgang Kranach gelaufen. Nahezu mit jedem seiner Kollegen war der beliebte Pädagoge befreundet, und in dessen engstem Umfeld kann man es erst recht nicht begreifen, wie es zu dieser schrecklichen Bluttat kommen konnte. Auch der zweite Fall von K3 – Kripo Hamburg: Porzellan ist einem klassischen Whodunit auf der Spur und führt in familiäre und zwischenmenschliche Abgründe in einer Hamburger Vorstadt-Idylle, wo sich gleich zwei angeheiratete Verwandte des Ermordeten um die attraktive Witwe Kranach balgen. Wiederum von Friedemann Fromm nach einem Buch von Peter Petersen inszeniert, ist ein virtuos fotografierter und spannender Kriminalfilm entstanden, in dem die neckischen Kabbeleien zwischen den vier Kommissaren etwas sparsamer ausfallen als im ersten Teil – „Auf dünnem Eis“ hatte im letzten August Premiere und war in diesem Jahr für einen Grimme-Preis nominiert.

Dunkle Wasser (2001-2002)

Eigentlich ist der alte Fährmann Stan Moereels ein reicher Mann – so viel Silber wie auf der Wasseroberfläche der Schelde findet sich sonst nirgends auf dieser Welt. Seit zwei Jahren allerdings wird er von einer schweren Schuld schier erdrückt, und noch ehe er sich wenigstens seiner Pflegetochter Jana anvertrauen kann, umgeben seinen Leichnam Dunkle Wasser. Jana, die an einen Selbstmord nicht so recht glauben will, erbt den Fährbetrieb des Pflegevaters in einem kleinen flämischen Dorf, verlässt die Boutique in der Stadt und versucht, Licht in diese mysteriöse Geschichte zu bringen. Getragen von ausgezeichneten Schauspielern wie Jan Decleir („Antonias Welt“) oder Antje De Boeck („Manneken Pis“), arbeitet diese mehrfach ausgezeichnete, beklemmend düstere und zugleich zutiefst humane Krimiserie das belgische Nationaltrauma der Nach-Dutroux-Ära auf und erreichte im eigenen Land Traumquoten.

Las Vegas (2003-2007)

James Caan, ihr Einsatz: Das Wettgeschäft in Deutschland boomt wie verrückt, und auch die Wüstenmetropole Las Vegas hat ihre Umsatzeinbrüche nach dem 11. September längst kompensiert. Hilfreich dabei dürfte die Ausstrahlung der gleichnamigen Drama-Serie gewesen sein, in der Caan den alten Haudegen Ed Deline spielt, Chef der Sicherheitstruppe des Montecito Resort & Casino. Sein Protegé Danny McCoy (Josh Duhamel, vom „People’s Magazine“ unter den 50 schönsten Männern gelistet) schläft in der ersten Folge mit der falschen Frau, überführt einen Trickbetrüger und macht ansonsten Schleichwerbung für sein Blendax-Lächeln. Solange Männer von Bikini-Schönheiten und Frauen vom großen Glück träumen, wird es das glitzernde Zockerparadies und Serien wie diese geben, die alles hat, was eine Glamour-Serie braucht: einen echten und viele falsche Gaststars wie Paris Hilton, Mimi Rogers, Hugh M. Hefner & Co.

Welcome, Mrs. President (2005-2006)

Hilfe, ich sehe aus wie Geena Davis! In Welcome, Mrs. President macht es die Oscar-Preisträgerin Bundeskanzlerin Angela Merkel nach und wird gleich in der Pilotfolge einer typisch amerikanischen Serie die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten. Praktisch gegen den Widerstand ihres gesamten Stabes legt die parteilose Vizepräsidentin Mackenzie Allen ihren Eid ab und hält eine flammende Rede vor dem Kongress, die sogar ihrer jüngsten Tochter die Tränen in die Augen schießen lässt. Ihre erste Amtshandlung besteht darin, die gesamten amerikanischen Truppen zu verlegen, um eine menschenrechtswidrig zum Tode verurteilte Frau zu befreien, weitere politische Krisenherde lauern in den Reihen der eigenen Familie. Gatte Rod kommt nicht mit seiner neuen Rolle als First Lady klar, die ältere Tochter Rebecca vermisst nach dem Umzug in das Weiße Haus ihr brisantes Tagebuch. God bless you all!

Operation Phoenix – Jäger zwischen den Welten (1997-1999)

Nach Ansicht der ersten Folge der Mystery-Serie Operation Phoenix – Jäger zwischen den Welten macht man sich ernsthafte Sorgen über die Beschaffenheit des menschlichen Geistes. Eine vom Bundesministerium des Inneren ins Leben gerufene Sonderkommission zur Untersuchung von ungelösten Kriminalfällen im Zusammenhang mit paranormalen Phänomenen mit den herkömmlichen Methoden der Polizei ermitteln zu lassen – das allein lässt schon das Schlimmste vermuten. Wenn aber schon in der ersten Folge ein U-Boot aus dem 2. Weltkrieg im Hamburger Hafen andockt, dem Wehrmachtssoldaten im Glauben, man habe den 2. Oktober 1944, entsteigen, dann weiß man endgültig, dass hier abnormale Spinner am Werk sind, denen kein Plot zu peinlich, kein Mord zu viel und keine Grimasse zu dumm ist, „den Mythos unserer Zeit in Frage“ zu stellen: „Den Glauben der Menschen, alles unter Kontrolle zu haben.“ Alle, die nicht Hitler heißen, bleiben bitte draußen.